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Motivation durch Flow

Jeden Morgen um 6 Uhr steht er auf, zieht sich an und geht joggen. Alleine, nur für sich, rennt er um den See, hört nicht links,  nicht rechts und merkt nicht wie die Zeit vergeht und langsam die Sonne am Horizont ihre Strahlen über die feuchte Wiese schickt.

Warum tut jemand so etwas? Niemand sieht ihn, er macht keine Wettkämpfe.

Manchmal trifft man in einer Klasse einen Schüler, der sich meldet und fragt: "Hatten wir tatsächlich nur die Teilaufgaben a) und b) auf. Ich habe nämlich bis g) gemacht." Und zeigt dabei die 12 Seiten ihrer vorbildlich gemachten Hausaufgaben. Warum macht jemand das, wo doch nicht damit zu rechnen ist, dass man dafür eine gute Note bekommt.

Zum wiederholten Male lässt die Klassensprecherin eine Liste durchgehen, um etwas zu organisieren. Sie bespricht mit ihrer Freundin wie die Planung weitergehen wird und welche Probleme auftauchen werden und wie diese zu lösen sind. Dabei merkt sie nicht, wie der Lehrer sie aufruft.

Wieder klingelt das Telefon und Albert muss etwas kurzfristig organisieren. Dann widmet er sich wieder der Planung seines Projektes. Aber wieder klingelt das Telefon, ein Programmierer oder der Kunde oder der Chef hat nur eine kurze Frage. Wieder ist er mit der Planung nicht fertig geworden. Frustriert und unzufrieden fährt er spät abends nach Hause und nimmt sich vor am nächsten Morgen ganz früh vor allen anderen im Büro zu sein, damit er wenigstens ein wenig in Ruhe arbeiten kann. Erlebt dieser Projektleiter Flow? Ist er zufrieden?

Klaus sitzt nun schon seit einer Stunde über seiner Deutschhausaufgabe und kommt nicht vorwärts. Immer wieder starrt er aus dem Fenster, kaut auf seinem Stift, geht sich was zu trinken aus der Küche holen oder geht auf die Toilette.

Es ist eine Übungsstunde in Prozentrechnung. Der Lehrer spricht die Aufgabenstellung kurz an, gibt den Schülern kurz Zeit die Aufgabe zu lösen, bevor die Lösung an die Tafel geschrieben wird. Je länger die Stunde dauert, desto lauter wird die Klasse. Es wird aus dem Fenster geschaut, Witze gegenseitig erzählt, der Vordermann geärgert.

Motivation und Probleme

In den obigen sechs Beispielen erleben die ersten drei Flow. Aus unterschiedlichen Gründen zwar, aber am Ende ihrer Tätigkeit sind sie alle zufrieden und haben während der Ausübung die Welt und die Zeit um sich herum vergessen. Die letzten drei Beispiele zeigen dagegen Situationen in denen kein Flow auftritt. Warum nicht? Was läuft falsch? Was müsste geändert werden? Kann man es überhaupt ändern?

An zwei Beispielen möchte ich darstellen, warum manchmal kein Flow zustande kommt, und wie das geändert werden könnte.

Beispiel 1: Angst

Stellt man sich den Unterricht zum Thema Prozentrechnung bildlich vor, so hat man folgendes vor Augen: Der Lehrer erklärt anschaulich und nachvollziehbar wie Aufgaben zum Thema Prozentrechnung gelöst werden. Die Schüler schauen zu und übernehmen den Tafelanschrieb. Manche denken mit, viele wahrscheinlich nicht. Gerade die Letzteren befinden sich somit in Apathie-Bereich: Die Anforderung ist gering ("nur" Abschreiben) und die verlangte Fähigkeit (schreiben) ist automatisiert.

Nun kommen die ersten leichten Übungsaufgaben. Diejenigen Schüler, die nicht mitgedacht haben, haben keine neunen, erhöhten Fähigkeiten was das Prozentrechnung anbelangt. Sie können die Aufgaben nicht lösen, werden unsicher, schauen zum Nachbarn, schreiben gegebenenfalls vom Nachbarn ab und hoffen nicht aufgerufen zu werden. Sie sind angespannt, nervös, sitzen zunehmend unruhiger. Aus Apathie ist Anspannung geworden, da ihre Fähigkeite gleichgeblieben ist, aber die Aufgabenschwierigkeit gestiegen ist.

Da die meisten Schüler aber die Aufgaben lösen konnten, wird die Aufgaben-schwierigkeit erhöht. Diejenigen Schüler die bereits ihre Fähigkeiten festigen konnten, fühlen sich herausgefordert und können die Aufgaben alleine oder mit dem Nachbarn zusammen lösen. Diese Schüler erleben Flow. Sie sind zufrieden und stolz auf sich. Ihr vorangegangenes Verhalten (vor allem das Aufpassen) hat sich bewährt und in der nächsten Stunde werden sie es wieder so machen.

Diejenigen Schüler, die aber bereits unter Anspannung stehen, weil sie die vermeintlich leichteren Aufgaben bereits nicht lösen konnten, entwickeln jetzt eventuell sogar eine Form von Angst, da sie nun gar nichts mehr machen können. Hatten sie vorher vielleicht noch eine Idee stehen sie nun gänzlich blank da. Die Schüler haben Angst erkannt zu werden, bloß gestellt zu werden. Diese Schüler verhalten sich genauso wie ängstliche Tiere: Entweder werden sie ruhig und ziehen sich zurück (vor allem Schüler mit schwachem Selbstwertgefühl) oder sie werden aggressiv, da sie eine Herabsetzung befürchten. Sie stehen auf, werden laut, schmeißen mit Gegenständen, verletzen eventuell sogar andere.

Im Diagramm ist der Weg der erfolgreichen Schüler blau dargestellt. Der rote Weg stellt den verlauf der Schüler dar, die nicht anfangs nicht aufpassten und bei den ersten Aufgaben nicht versucht haben ihr Wissensdefizit aufzuholen.



Um den Unterricht zu retten und alle Schüler in den Flow-Bereich zu bekommen, müssen nun beide Seiten mitarbeiten.

Zunächst muss der Lehrer die Klasse "zweiteilen". Die guten Schüler bekommen weiter schwierige Aufgaben, oder können sich aus dem Buch welche aussuchen oder entwerfen neue Aufgaben mit Musterlösung. Die zweite Gruppe muss zunächst beruhigt werden und muss willens sein den Stoff zu lernen. Man darf nicht vergessen, dass Lernen ein aktiver Prozess ist. Nur durch Hören und Abschreiben lernt man noch gar nichts oder nur wenig.

Der Lehrer wählt nun eine Aufgabe aus, bei dem sich die Schüler im Anspannungs-Bereich befinden. D.h. sie haben vielleicht eine Idee, können sie aber nicht durchführen. Hier muss nun geholfen werden. Es gilt die Fähigkeiten zu ergänzen, die dem Schüler noch fehlen. Man bewegt sich somit horizontal entlang des blauen Striches im Diagramm.

Problematisch ist dabei, dass die Schüler wahrscheinlich unterschiedliche Mängel aufweisen, so dass der Lehrer zu jedem Einzelnen gehen muss, was wieder zur Unruhe führen kann. Man kann sich daher auch andere Formen vorstellen, die dies eventuell vermeiden: Intensivierungsstunden, Teamarbeit: Ein guter Schüler hilft einem schwachem Schüler.

Abschließend kann dann die Aufgabenschwierigkeit ebenfalls erhöht werden, so dass die Klasse sich wieder auf einem Niveau befindet.

Dieses Verfahren hat sich nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen Kollegen gefestigt und gerade im Mathematikunterricht bewährt.

Beispiel 2: Langeweile

Ein ganz anderes Problem tritt auf, wenn ein Schüler zu gut ist, also bereits über mittlere bis hohe Fähigkeiten verfügt. In obigem Beispiel also die Gruppe der guten Schüler. Macht man als Lehrer den Versuch und wiederholt Basiswissen mit der ganzen Klasse, weil beispielsweise viele Schüler noch Probleme haben, so werden sich die besseren Schüler schnell langweilen. Um den Mitschülern zu zeigen, dass sie besser sind, werden nun die guten Schüler unruhig. Die beste Möglichkeit die Klasse wieder in ruhiges Fahrwasser zu bekommen ist daher, die guten Schüler mit interessanten Aufgaben zu "belohnen", die über das Normale hinausgehen. Beispielsweise neue Aufgabe formulieren, Lösungen erarbeiten, Geschichten schreiben oder malen, Experiemnte aufbauen. Hierbei darf nicht vergessen werden, die Schüler am Ende zu belohnen und ihnen die Anerkennung zu geben, die ihnen zusteht.

Zusammenfassung

Lernen ist eine vielfältige Angelegenheit, die zu einer tiefen Befriedigung führen kann, wenn das Niveau den Fähigkeiten des Lerners entspricht. Doch selbst dann tun sich viele schwer. Man braucht nur an das Lernen von Vokabeln zu denken oder das Faktenlernen in Erdkunde. Nur wenigen Schülern macht dies wirklich Spaß, obwohl auch diese Tätigkeiten durchaus zufrieden und stolz machen kann. Man denke nur an die gute Note, die man bei einer Schulaufgabe bekommt, wenn man vorher gut gelernt hat. Oder wenn man ein gutes Referat gehalten hat. Oder man seine Eltern mit Jahreszahlen und Namen beeindrucken kann.

Was muss man nun machen, damit diese Zufriedenheit auch möglichst immer erreicht wird? Neben einer guten Motivation sollte man auch wissen wie man effektiv und effizient lernt! Denn wenn man lernen möchte und weiß, wie am Besten gelernt wird, macht man auch gerne weiter und ist zufrieden mit sich und seiner Leistung.

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Bücher
Flow im Beruf

Das Geheimnis des Gl¸cks am Arbeitsplatz, Mihaly Csikszentmihalyi, Klett-Cotta